Der Lehrauftrag von Liedern

Es gibt unterschiedliche Formen der Musik in einem Gottesdienst. Abhängig von theologischen- und praktischen Überzeugungen gibt es von einem Introit bis hin zum Choral alles Erdenkliche. Auch wenn manches davon rein instrumental ist finden wir doch überwiegend Worte mit Musik verbunden.

Es gilt nun eine wichtige Beobachtung zu machen: wenn Musik mit Worten kombiniert ist haben wir es immer mit einer Art der Lehre zu tun! Die Parallelen zu anderen Lehraufträgen sind offensichtlich. Z.B.

  • Eine Predigt hat eine Aussage … ein Lied auch
  • Eine Predigt konstruiert Informationen zu einem Gesamtbild … ein Lied tut das ebenso
  • Eine Predigt will von Wahrheiten erzählen und überzeugen … ein Lied tut das auch
  • Eine Predigt lehrt … ein Lied tut das auch
  • Eine Predigt sucht das Herz zu erreichen … ein Lied tut das ebenso

Diese Beobachtung ist nicht neu. Sowohl Martin Luther, als auch Johann Sebastian Bach sahen diesen Zusammenhang, wie schon viele vor Ihnen. Die Quelle? Zweifelsohne die Schrift selbst!

In den Psalmen wird diese Idee ganz praktisch umgesetzt, da wir dort singbare Theologie (in unterschiedlicher Anwendung, mal Gebet, mal Lobpreis, mal Trauer, usw.) finden. Es sei an dieser Stelle nur einmal Psalm 119,171-72 (auch 119,174-75) genannt:

„Meine Lippen sollen [dein] Lob hervorströmen lassen, wenn du mich deine Satzungen gelehrt hast. Meine Zunge soll laut reden von deinem Wort, denn alle deine Gebote sind Gerechtigkeit“ (Psalm 119,171-72)

Das „laut reden“ ist im Sinne von anstimmen gemeint (wie z.B. die ESV und andere engl. Übersetzungen es ausdrücken – die ELB hat es als Fußnote). Die Idee des Lehrens durch Musik finden wir auch in Psalm 60,1:

„Dem Vorsänger. Nach [der Melodie] »Lilie«. Ein Zeugnis. Ein Miktam von David; zum Lehren“ (Psalm 60,1, Hervorhebung meine)

Ohne Zweifel waren alle Psalmen zum Lehren und Erinnern gegeben. Der Apostel Paulus greift diese Tatsache wieder auf, wenn er in Kolosser 3,16 befielt:

„Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen in aller Weisheit; lehrt und ermahnt einander und singt mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern dem Herrn lieblich in eurem Herzen“ (Kolosser 3,16)

Eine Art „das Wort des Christus“ in uns wohnen zu lassen ist durch Lieder, die Sein Wort wieder geben. Diese Passage ist eine sehr wichtige und bedarf einer weiteren Auslegung, an der ich gerade arbeite.

Jedes christliche Lied lehrt etwas über Gott, sowie wir alle Theologen sind. Jeder hat eine Ansicht von dem wer Gott ist (auch ohne Bibelschule). Auf die gleiche Weise sagt auch jedes christliche Lied etwas über Gott aus. Die große Frage ist nur: ist es auch das was Gott über sich gesagt hat?

Mein vorheriger Pastor Joel James (dem ich viel zu danken habe für seine ständige theologische Anleitung des Musikteams) hat es einmal so ausgedrückt:

Es gibt drei Arten von Liedern: das Erste hat eine gute Theologie. Es ist das Lied was wir singen wollen. Das Zweite hat eine schlechte Theologie. Dieses Lied wollen wir natürlich nicht haben. Die dritte Art hat keine Theologie. Leider gibt es heute mehr von diesen Liedern, als von den anderen beiden Arten.

Ist das nicht ein Widerspruch? Auf der einen Seite sage ich, dass jedes Lied eine Theologie hat und dann sagt er, dass es viele Lieder gibt, welche keine haben?

Was er damit meinte ist Folgendes: es gibt heutzutage immer mehr Lieder die biblische und christliche (ja, das eine muss nicht immer auch das Anderen sein) Floskeln beinhalten, aber in ihrer Gesamtaussage im Grund nicht viel sagen.

Wir finden dann Worte wie „heilig“, „vergeben“, „befreit“, „Jesus“, „mein Gott“, „erlöst“, usw. Diese werden dann in einen Topf geschmissen und einmal kräftig umgerührt. Was dabei raus kommt macht, biblisch betrachtet, wenig Sinn. Eben keine Theologie.

Es wurde über Bach gesagt, dass er ein musikalischer Hermeneutiker sei. Herme… was? Hermeneutik. Die Lehre der Bibelauslegung. Das Werkzeug eines Predigers. Die Regeln zum Spiel (die Auslegung der Bibel das Spiel). Bach und Luther nahmen den Befehl von Paulus ernst, denn „das Wort des Christus“ besteht eben nicht nur aus ein paar reimenden Floskeln. Es war das Wort Gottes. Der gesamte Ratschluss. In aller Kraft und Macht.

In Johannes 7 kommen die Spione der obersten Gelehrten der Zeit (die Pharisäer) von einem Spähauftrag zurück und fassten das zusammen, was sie von Jesus gehört hatten: „Nie hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch“ (Johannes 7,46). Das Predigen von Jesus hatte Vollmacht weil es Gottes eigene Worte wiedergab.

Ich bin überzeugt, dass wenn wir das Lied in der Gemeinde wieder als eine Form des Lehrens wieder entdecken, werden wir auch wieder tiefergehendes Liedgut bekommen. Die Gemeinde benötigt nebst den altbewährten Liedern auch Neue. Neue Lieder, die aus der Tiefe von Gottes Offenbarung schöpfen.

An dieser Stelle sei aber auch gesagt, dass ein Lied niemals das erreichen kann, was eine Auslegungspredigt vermag! Das Wort gepredigt ist immer noch Gottes Modus Operandi in dieser Welt. Deshalb sprach ich auch von dem Lied als „eine Art der Predigt“. Ich habe auch die Befürchtung, dass so manche das Wort von der Kanzel mit den Worten aus den Kopfhörern vertauscht haben (auch hierzu wird es einen Artikel geben).

Leider hat der Gedanke/ Wunsch nach dem Lied als Unterhaltung den Lehrauftrag der Musik aus der Gemeinde hinausgejagt.

Musik, kombiniert mit Worten, lehrt immer. Das ist von Gott gegeben. Die Frage ist: Was bekommen wir gelehrt? Wir wollen wie die Bachs und Luthers dieser Welt sein und die Gemeindemusik wieder zu dem machen, was sie sein soll, nämlich:

„nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet“ (2 Timotheus 3,16-17).

SoliGloriaDeo

Thomas



 
 
 

Weiterführende Ressourcen:

Jones, Paul S. Singing and Making Music: Issues in Church Music Today, P&R Publishing, 2006

Wegweiser, nicht der Weg: Musik & Technik (Teil 3)

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Wir sind gerade dabei über praktische Wege zu sprechen, wie wir als Musiker und Techniker es zustande bringen können, dass Gott wirklich ins Zentrum unseres Dienstes gestellt wird. Im letzten Beitrag hatten wir über unser Auftreten und Pünktlichkeit gesprochen.

Wir wollen heute über einen weiteren Bestandteil davon sprechen, wie wir uns aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit, und Gott ins Zentrum, bringen können:

Lebenszeugnis

„Predige das Evangelium. Und, wenn nötig, benutze dazu auch Worte“. Dieses Zitat wird oft Francis von Assisi zugeschrieben (auch wenn das nicht wirklich sicher ist). Es kommuniziert, dass wir durch unser Leben nach außen eine laute Sprache sprechen.

Das NT ist proppenvoll von diesen Aufrufen. Wir können z.B. an die gesamte Bergpredigt, oder an den Jakobusbrief, oder an Titus Kapitel 2 und 3 denken. Aufrufe dazu, dass unser gesamtes Leben ein Zeugnis sein soll, gibt es, wie gesagt, en masse.

Paulus drückt es im Philipperbrief folgendermaßen aus:

Tut alles ohne Murren und Bedenken, damit ihr unsträflich und lauter seid, untadelige Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter welchem ihr leuchtet als Lichter in der Welt, indem ihr das Wort des Lebens darbietet (Phil 2:14-16)

Unser Tun und Sein bietet Gottes Wort dar, an eine sterbende, aber dennoch aufmerksame, Welt. Unser Leben spricht Bände über unseren Glauben.Wir können eine gesunde Theologie vertreten, in einer gesunden Gemeinde sein, ein gesundes zu Hause haben, gesunde Bücher lesen … oder zumindest gesunde Worte von uns geben, und doch am Ende alle diese Dinge mit einem widersprüchlichen Leben durch den Dreck ziehen.

Jemand hat einmal gesagt, dass das beste Argument gegen das Christentum oft Christen sind. Das ist natürlich zynisch und überspitzt gesagt. Aber es ist leider doch mit Wahrheit behaftet.

Deshalb ist Gottes Fokus auch nicht auf Äußerlichkeiten & Regelwerk, sondern auf den inneren Menschen, das Herz. Von 2 Korinther 5:17, über Matthäus 5, bis hin zu Galater 5:22 dreht sich alles um Charaktereigenschaften. Wieso? Weil man diese nicht auf Dauer vorschwindeln kann. Ein liebloser Mensch wird seine Lieblosigkeit irgendwann  durch sein Tun aufzeigen. Garantiert.

Das ist auch für unser Thema sehr wichtig.

wolfschafDurch deinen Lebensstil, was wirklich nur ein Spiegel deines Herzens ist, kannst du entweder die Botschaft der Lieder unterstreichen oder aber auch durchstreichen.

Stellt euch vor, wir singen gerade „Mit ist wohl“. Die Gemeinde singt laut mit. Vorne steht Peter und leitet den Gesang. Er macht es gut. Eine tolle Stimme. Viel Gefühl und Brillanz ist dabei. Aber sein bester Freund Tim weiß, dass Peter wirklich unzufrieden ist. Er weiß, dass er sich unter der Woche oft allein mit Frauen trifft, die nicht die seine sind.

Was kommuniziert Peter? Er kommuniziert das Gegenteil von dem was der Text aussagt. Ihm ist eben nicht wohl in dem Herrn. Ihm ist es erst dann wohl, wenn er seiner Lust nachgehen kann.

Du kannst als Musiker der Botschaft, die durch die Lieder unweigerlich kommt, Gewalt antun, indem du dein Leben im Gegensatz zu der Botschaft lebst. Du kannst nicht für eine zuschauende Welt überzeugend von „Allein deine Gnade genügt“ singen, wenn deine Familie (oder Freunde, oder Arbeitskollegen, oder Frau, oder Mann, usw.) dich als harten und ungnädigen Vater kennen. Das eine passt mit dem anderen nicht zusammen!

PfadSicherlich ist es wahr, dass es keine perfekten Menschen gibt. Das ist gegeben. Aber wir schauen nicht auf Perfektion, sondern auf Richtung. Sehe ich, dass sich mein nicht-perfekter Klavierspieler immer mehr unter Gnade und der Zucht Gottes in Sein Ebenbild ändert, so ist er ein Zeugnis dieser Botschaft und ich kann ihn für den Dienst verwenden.

Übrigens, das Gleiche gilt natürlich im Besonderen für Prediger und Leiter der Gemeinde (siehe 1 Tim 3 und Titus 1). In der Praxis ist auch mein Leben als Musikleiter unter strenger Beobachtung, sowohl durch die Ältesten, als auch durch die Gemeinde selber.

Und das alles gilt auch für jeden in der Gemeinde, gegenüber einer aufmerksamen Welt. Da aber die Musikgruppe eine Leitungs- und Vorbildfunktion übernimmt, muss hier besonders darauf geachtet werden. Du bist reif für den Dienst nicht, weil du dein Instrument gut beherrschst (das ist zuerst nebensächlich), sondern erst dann wenn sich dein Leben nicht mit der Botschaft beißt.

***

Ich wollte eigentlich hier noch über Qualität der Musik und der Technik sprechen, werde das aber auf nächstes Mal verschieben. Ansonsten wird der Post zu lang 🙂

In diesem Sinne. Gottes Segen.

SoliGloriaDeo

 

 

(Fortsetzung folgt …)

Wegweiser, nicht der Weg: Musik & Technik (Teil 2)

wegweiser

Wir sind gerade dabei über praktische Wege zu sprechen, wie wir als Musiker und Techniker es zustande bringen können Gott wirklich ins Zentrum unseres Dienstes zu stellen. Im letzten Beitrag hatten über generelle Prinzipien gesprochen. Allen voran, dass wenn wir Gott im Zentrum haben wir aus dem Fokus treten müssen.

Wir hatten dann über Vorbereitung und Fokus gesprochen. Heute machen wir in dieser Reihe weiter, indem wir über das Auftreten und Pünktlichkeit sprechen wollen.

Auftreten

Ein weiterer Aspekt für mögliche Ablenkungen ist das des Auftretens. Hiermit ist in erster Linie das Äußerliche gemeint.

Weshalb ist das wichtig?

clownEs gibt (in unserer westlichen Kultur) genügend Menschen, die sich (richtig oder falsch) an solchen Dingen stoßen. Es ist für viele ablenkend, wenn einer von uns so aussieht, als wäre er gerade aus dem Bett gefallen. Gerade als „Künstler“ tut man sich oft schwer, um angepasst auszusehen. Entweder man achtet bewusst nicht darauf, oder hat keinen Horizont dafür.

Ich gehöre auch zu dieser Gilde. Für Jahre hab ich mich hiermit schwer getan (und es kommt auch heute noch hin und wieder vor). Aber Geschwister, es kann niemals sein, dass meine Vorlieben und Eigenheiten andere von der Anbetung Gottes ablenken!

Das Beispiel Jesu lehrt uns genau das Gegenteil:

Tut nichts aus Selbstsucht oder nichtigem Ehrgeiz, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst. Jeder schaue nicht auf das Seine, sondern jeder auf das des anderen (Phil 2:3-4)

Meine Art und Weise mich zu kleiden kann ein Zeugnis meiner Selbstsucht und dem Abhandensein von der Gesinnung Jesu Christi sein.

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Das geht übrigens in beide Richtungen: ich kann sowohl durch mein schludriges, als auch durch überzogen gutes Auftreten unerwünschte Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Der Aufruf, sich den Erwartungen der Gesellschaft anzupassen, bedeutet ja nicht, dass wir alle mit Anzügen und Krawatte auf der Bühne stehen müssen (obwohl das nicht das Schlimmste wäre). Es bedeutet aber, dass ich durch mein Anziehen meinen Brüdern und Schwestern dienen will, indem ich keine Aufmerksamkeit auf mich lenke.

Zu diesem Thema ist bestimmt noch nicht das letzte Lied gesungen. Es gäbe hier auch noch mehr zu sagen. Doch wir wollen uns nicht nur hier aufhalten, als wäre dieses Thema das Wichtigste.

Pünktlichkeit

ontimePünktlichkeit ist eine weitere Art und Weise, wie ich es schaffen kann nicht im Zentrum zu stehen. Für einige ist Pünktlichkeit spießig, langweilig und uncool. Doch zeugt ein Leben von Unpünktlichkeit eher davon, dass man davon ausgeht, dass alle anderen auf einen zu warten haben. Diese Einstellung zeugt  von Stolz und Selbstsucht, da sich in meiner „Planung“ (soweit vorhanden) alles nur um mich dreht. Jemand, der beständig zu spät kommt, kann nicht behaupten, dass er/sie mehr an andere denkt, als an sich.

Ich sage das als jemand, der selber damit zu kämpfen hat.

Bei dem Thema Musik betrifft das die Proben, genauso wie den Gottesdienst. Ich kann als Musiker und Techniker Aufmerksamkeit auf mich ziehen, wenn ich es schaffe, alle anderen auf mich warten zu lassen. Es mag ja triftige Gründe geben, wenn man mal zu spät ist. Ich rede aber nicht von der Ausnahme, sondern von der Lebensweise (Phil 1:27, gr. πολιτεύομαι bedeutet hier die Art und Weise, wie ich regelmäßig vor Anderen lebe).

Pünktlichkeit ist eine ganz praktische Art und Weise zu zeigen, dass mir andere wichtiger sind, als mein Wohlergehen! Das bedeutet dann auch, dass ich ggf. 30 Minuten früher aufstehe, zum Bus gehe oder auf den Pausenkaffee verzichte, damit andere nicht auf mich warten müssen.

Das soll meine Lebensweise ausmachen. Es macht mich verlässlicher, und somit auch vertrauenswürdiger.

Im nächsten Beitrag, in dieser Reihe, sprechen wir dann noch  über das Lebenszeugnis, also die Lebensweise in allen Gebieten meines Lebens, eines Musikers/ Technikers. Auch hier können wir der Botschaft im Weg stehen und unangebrachten Fokus auf unser Leben bringen.

SoliGloriaDeo

 

 

(Fortsetzung folgt …)

P.S. das ist auch nicht gemeint 😉

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Wegweiser, nicht der Weg: Musiker & Technik (Teil 1)

wegweiser

Was ist das Zentrum der Anbetungszeit in Musik in einem Gottesdienst?

Wer jetzt nicht Gott sagt hat ein Problem. Ich denke die meisten würden sagen, dass Gott das Zentrum der Anbetungszeit sein muss. Aber wie bekomme ich das als Musikleiter hin? Welche Kriterien sind wichtig, um Gott wirklich ins Zentrum der Anbetung zu bekommen, oder treffender gesagt: alles was nicht Gott ist aus dem Zentrum zu holen.

In dieser Reihe von Artikeln („Wegweiser, nicht der Weg“) werden wir uns ganz praktische Wegweiser ansehen, wie man als Musikleiter (Musiker und Techniker) bei einem Gottesdienst sicherstellen kann, dass es um Gott und nicht um uns geht.

Der heutige Beitrag dreht sich um die Musiker und die Technik.

Allgemeine Prinzipien

Der erste und einfachste Weg, um Gott ins Zentrum zu stellen ist es alles andere aus dem Zentrum zu holen.

Richtig. Das war nicht schwer. Aber, wie mach ich das? Was ist denn oft im Zentrum? Was ist ablenkend und störend?

Vorbereitung

Ob Musiker, Techniker oder Prediger, wenn wir keine Ahnung haben was wir tun, werden wir zu Störfaktoren für die Gemeinde. Wenn ich die Zeit mit nervösen Witzen oder ewigen Pausen überbrücken muss, um meine Noten, Notizen, Anweisungen oder Drehknöpfe zu sortieren, dann ratet mal auf wem nun der Fokus ist: richtig. Auf dir!

Wegweiser

Als Musikleiter, Musiker, Techniker, Prediger und Gottesdienstleiter will ich so gut vorbereitet sein, dass ich so wenig wie möglich Fokus durch vermeidbares bekomme, wie es irgend geht.

Hier existiert oft ein Problem und gerade was den Musik und Technikteil anbetrifft. Musiker, Leiter und Techniker haben oft keinen durchdachten Ablaufplan oder wissen nicht was als nächstes dran ist. Das hat mit Vorbereitung zu tun. Wir bereiten uns oft nicht vor, weil wir nur an uns selbst denken. Das ist Selbstsucht und Arroganz. Es ist nicht die Gesinnung von Jesus Christus (Phil 2:5). Es ist nicht den anderen höher als sich selbst zu halten. Es ist nicht Demut.

Paulus ermahnt die Philipper in Kapitel 2:

Tut nichts aus Selbstsucht oder nichtigem Ehrgeiz, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst. Jeder schaue nicht auf das Seine, sondern jeder auf das des anderen

Durch gute und gebetsdurchtränkte Vorbereitung können wir den Geschwistern in der Gemeinde helfen Christus besser zu sehen, weil es uns aus dem Fokus bewegt. Es nimmt die kleinen Störungen raus, die durch „was kommt jetzt“ oder „wer macht was“ oder „sollen wir schon ob stehen“ oder „ich dachte wir spielen das auf Kapo 2“ oder „wer macht nochmal das Intro“ oder „wir wollten nur 2 Verse singen und dann …“ entstehen.

Fokus

Während wir als Musiker oder Techniker dienen sollten wir auch unseren Fokus richtig haben. Wir dienen nicht vor Menschen, sondern vor Gott. Allerdings dienen wir den Menschen, indem wir Ihnen helfen Gott zu sehen und sich darauf zu konzentrieren. Es ist also ein zweifacher Fokus: Gott in Anbetung und unseren Geschwistern zum Dienst.

Es ist dann auch unabdingbar, dass wir wirklich unser Bestes geben und uns konzentrieren. Wenn wir während dem Spielen oder dem Songbeamer bedienen nicht konzentrieren, so passiert es schnell, dass wir wieder im Zentrum stehen. Letzten Sonntag war einer unserer Jungs nicht ganz bei der Sache und war mindestens 2x zu spät dran die nächste Seite von dem Lied zu projizieren.

Haarspalterei? Gesetzlichkeit? Überzogene Strenge?

Nein. Was passierte ist, dass wir aufgehört haben zu singen, weil nicht alle die Worte auswendig kannten. Manche haben sich umgedreht, um zu sehen was los ist. Wo liegt hier wieder der Fokus? Auf Gott? Nein. Auf der Technik und der Musik.

Wir sollten den Teil der Sonntagsanbetung (Musik ist nur ein kleiner Teil davon) so reibungslos wie möglich gestalten, damit keiner von uns Aufmerksamkeit bekommt, sondern Gott und Sein Wort alleine!

Vorschau

Im nächsten Beitrag wollen wir noch über weitere Ablenkungen sprechen, im Besonderen über Aussehen, Pünktlichkeit und Lebenszeugnis.

SoliGloriaDeo

 

 

(Fortsetzung folgt …)

Newton und Olney – ein Hirtendienst

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Die „Olney Hymns“ ist eine Sammlung von Hymnen (also Glaubenslieder) die John Newton mit seinem besten Freund William Cowper geschrieben hatten. Die Sammlung trägt den Namen einer kleinen Ortsgemeinde in England, in der Newton als Hilfsprediger diente. Die erste Ausgabe stammt aus dem Jahr 1779 (Lon­don: W. Ol­i­ver) und beinhaltete c. 348 Glaubenslieder ( „Amazing Grace“ war eines dieser Lieder).

newton_j2John Newton und William Cowper hatten diese Sammlung von Hymnen begonnen, damit die Gläubigen gestärkt werden und Gott verherrlicht wird. Ihr Blickwinkel war nicht auf Erfolg ausgerichtet, sondern auf das seelische Wohl von anderen, im speziellen der Gläubigen in Olney, und der Ehre Gottes.

Im deutschen Bereich sind wir oft dazu gezwungen Lieder aus dem Englischen zu übersetzen. Wir müssen das tun, weil in den letzten Jahrhunderten die Säkularisierung der Gemeinde auch dazu geführt hat, das die Entwicklung von echten Glaubensliedern langsam erstickt (oder säkularisiert?) wurde.

Das bringt einen Musikleiter/ Pastor in einer Gemeinde schnell zur Verzweiflung: wo finde ich ein passendes Lied zu Johannes 14:16-17? Wo zu Johannes 1:1? Wo zu 1. Mose 1:1?

cowper_w_2Natürlich decken auch die Olney Hymns nicht den ganzen Ratschluss Gottes ab. Aber was wir in dieser Sammlung finden sind Lieder, die sich teilweise nun schon knapp 250 Jahre gehalten haben. Es sind Lieder welche Gläubige, für ein viertel Jahrtausend, von der Errettung bis zum Sterbebett und der Heimkehr zu Gott in allen Lebenslagen begleitet haben.

Ich bin davon überzeugt, dass diese Lieder so zeitlos und kulturell unabhängig geworden sind, weil sie eben aus dem richtigen Fokus heraus geschrieben worden sind: zur Erbauung der Heiligen („promoting the faith and comfort of sincere christians„) und der Ehre Gottes! Aber nicht nur das, sondern wir sehen in den Autoren dieser Hymnen gottesfürchtige Menschen, die diese Lieder aus einer echten und ungeheuchelte Nachfolge heraus schrieben. Ihr Leben und ihre Lieder passten zusammen. Sie waren wahre Boten der Botschaft, die sie verkündigten (2 Kor 5:20). Auch wenn William Cowper am Ende sich wegen körperlichen Problemen zurück ziehen musste, finden wir doch in Newton’s Art über ihn zu sprechen ein Zeugnis für seine Echtheit (siehe Vorwort zu der Sammlung).

Diese beiden, vor allem John Newton, stehen uns als mahnende Vorbilder. Sie rufen uns als gläubige Musiker (allen voran die Männer) dazu auf ihre von Gott gegebene Gaben selbstlos für die Anbetung Gottes und der Erbauung der Gläubigen einzusetzen. Sie rufen uns Männer dazu auf Hirtenherzen zu haben.

Hier ein Zitat von John Newton in seinem Vorwort zur der Liedersammlung:

The hour is approaching, and at my time of life cannot be very distant, when my heart, my pen, and my tongue, will no longer be able to move in their service. But I trust, while my heart continues to beat, it will feel a warm desire for the prosperity of their souls; and while my hand can write, and my tongue speak, it will be the business and the pleasure of my life, to aim at promoting their growth and establishment in the grace of our God and Savior. To this precious grace I commend them, and earnestly entreat them, and all who love his name, to strive mightily with their prayers to God for me, that I may be preserved faithful to the end, and enabled at last to finish my course with joy.

Möge Gott uns solche pastoralen Herzen, und die dazugehörige Fähigkeit, schenken, um diese Hungersnot entgegenzutreten.

Was machst du mit deinen Gaben und deinem Leben? Wie willst du enden?

Singt ein neues Lied

Singt dem Herrn ein neues Lied, singt dem Herrn, alle Welt!
Singt dem Herrn, preist seinen Namen, verkündigt Tag für Tag sein Heil!
Erzählt unter den Heiden von seiner Herrlichkeit, unter allen Völkern von seinen Wundern! Denn groß ist der Herr und hoch zu loben; er ist furchtbar über alle Götter.
Denn alle Götter der Völker sind nichtige Götzen; aber der Herr hat die Himmel gemacht

MtSinai-s

Ein neues Lied!

In diesem bekannten Psalm finden wir einige Aufrufe: singt (3x), preist, verkündigt und erzählt. Was sollen wir singen, preisen, verkündigen und erzählen? Wir sollen dem Herrn singen, seinen Namen lobpreisen, sein Heil verkündigen und von seiner Herrlichkeit und seinen Werken erzählen!

David gibt diesen Aufruf aber nicht einfach nur so. Er ist kein Esoteriker oder Mystiker, der einfach nur aus einer Gemütslage heraus Gott preist. Nein. Schon zu Beginn gibt er Gründe weshalb wir Gott preisen, loben, von Ihm erzählen sollen (auch wieder in v.10 und v.13).

Gott hat es für jede Generation vorgesehen, dass sie ihm neue Lieder darbringen. Diese Lieder sollen seine Eigenschaften und seine (Wunder-)Taten zum Thema haben. Sie sollen aber auch die Gründe für den Lobpreis und die Anbetung geben. Es soll primär nicht um uns gehen. Nicht um meine Gefühle. Nicht um meine Ansicht. Nicht um meine Probleme.

Ja, die Psalmen sind voll von subjektiver Anbetung, in denen David von seiner Situation ausgeht. Aber selbst in den Liedern (Psalmen) richtet er immer wieder unseren Blickwinkel auf objektive, absolute Wahrheiten über Gott.

Ein Großteil der neuen Lieder in den deutschen Liederbüchern (wenn es sie überhaupt gibt) sind eher weniger über die Tiefe, den Reichtum, die Weisheit, die Erkenntnis und die unerforschlichen Wege Gottes (Röm. 11:33). Die Tendenz der „neuen Gemeindelieder“ geht zum Subjektiven und zur Mystik über (Anbetung ohne Grund). Hiermit meine ich, dass Wahrheiten (oder auch christliche Plattitüden) verwendet werden, welche nie, oder nicht genau erklärt werden.

So gibt es Lieder, die von der Liebe Gottes sprechen, als wäre sie mit unserer vergleichbar. Oder Andere, die davon singen, dass Gott groß und heilig ist. Aber in den seltensten Fällen kommt ein „denn“ oder „darum“, dass uns einfach von den Socken haut und uns zur Anbetung bringt.

David hatte diese „denn“ und „darum“ in seinen neuen Liedern, was ihn zu diesen überschwänglichen Ausrufen brachte.

Ein neues Ziel!

Wo sind die Gläubigen, wo die Gemeinden, die heute die Tiefe und den Reichtum Gottes in neuen Liedern ausdrücken? Wo sind die Lieder, die von der Gemeinde für die Gemeinde geschrieben sind?

Zu viele christliche Musiker verschwenden ihr Gott-gegebenes Talent dafür um christliche Musik zu machen, Musik die nicht darauf angelegt ist der Gemeinde zur Anbetung zu dienen. Ich meine hiermit nicht, dass diese Musik ohne Sinn und Zweck ist, sondern eher, dass der Großteil davon nicht in der Gemeinschaft singbar ist.

Ich habe die Befürchtung, dass viele heimlich darauf hoffen groß rauszukommen und Erfolg mit ihrer Musik zu haben. Brüder, das sollte nicht unser Ziel sein!

Hiermit rufe ich gläubige Musiker dazu auf sich mit ihrer Gabe und Energie daran zu beteiligen neue Gemeindelieder zu schreiben! Lieder, die den ganzen Ratschluss Gottes abdecken (nicht nur das Evangelium) und ebenso tief und reich an Inhalt sind, wie Gott tief und reich ist!

Biblische Theologie in einprägsamen Melodien!

Die folgenden Beiträge werden dieses Thema noch weiter detaillieren. Es gibt noch so viel mehr hierzu zu sagen!